Das isch die unglaubligi Gschicht vom Kopfgäld uff dr Waggis, wo fasch e Volggsufstand im Elsass usgleest hätti, zuenere grosse innebolytischi Gryyse im dytsche Kaisrryych worde-n-isch und drnoo zem erschte Missbilligungsvotum gäge dr Kanzlr gfiehrt hett – und em Kurt Tucholski, wo dribr e Gedicht gschriibe hett.
Mer schryybe s’Johr 1913. Die bolytischi Laag z’Europa isch kurz vor em erschte Wältkrieg agspannt. S’Elsass hett zem dytsche Kaisrryych gheert und preyssische Truppe hänn fir Rueh und Ornig gsorgt. Z’Zaabere (frz. Saverne) sinn zwai Infanterie-Regimänt 99 stationiert gsi, mit drbyy e junge Lieutenant, dr Freiherr von Forstner, e Maa wo sich schnäll unbeliebt gmacht hett. Ibrliferet isch ass är bynere Rekruuteywysig am 28. Oggtober 1913 folgendes gsait hett:
„Wenn Sie angegriffen werden, dann machen Sie von Ihrer Waffe Gebrauch; wenn Sie dabei so einen Waggis niederstechen, dann bekommen Sie von mir noch zehn Mark.“
Die baide Lokalzyttige Elsässer und Zaberner Anzeiger hänn brichtet und d’Bevelgerigg hett heftig demonschtriert. Dr elsässr Statthalter Karl von Wedel hett em Freiherr von Forstner drnoo groote, sich z’versetze loh, was dä abr als Belaidigung vo synere militärische Ehr und em Renommée vom dytsche Heer uffgfasst hett; är isch juschtamänt zue 6 Dääg Huusarräscht vrurdailt worde. S’Strossburgr Gricht hett die mildi Stroof dodrmit begrindet ass s’Wort „Waggis“ jo allgemain bekannt syg als Bezaichnig fir Gwerulante und Lämpesämmi.
D’Elsässr hänn das nit higno und sinn uff d’Barrikaade; jede Daag hett me demonschtriert gege die dytschi Obrigkait. Und dr Lt. Forstner hett nyt bessers gwisst wie sich bald widr uff dr Gass z’zaige; är hett sy aigeni Lyybgaarde kha (4 bewaffneti Soldaate), wo ihn ibrall ahne beglaitet hett und was nadyrligg als Provokatioon empfunde worde-n-isch. Är isch nadyrligg allbott belaidigt und beschimpft woorde. Dr Oberscht Ernst von Reuter hett dr Presidänt vo dr lokaale Zivilvrwaltig, dr Diräggter Mahler, uffgfordert fir Rueh und Ornig z’soorge. Dr Mahler isch abr sälbr Eslässr gsi und hett das abglehnt, d’Demonschtrante haige jo gege kaini Gsetz vrstosse.
Am 28. Novämber isch d’Laag eskaliert. E grossi Menschemängi hett vor dr Kasärne vom preyssische Militäär proteschtiert, d’Soldaate sinn mit allr Gwalt uff d’Mängi loos und hänn willkirlig und illegaal Proteschtante feschtgnoh, drunter au dr Presidänt, zwai Richtr und e Awalt vom Landgricht vo Saverne. 26 Persoone hänn d’Nacht im Kerker miesse vrbringe. Ibr d’Stadt isch dr Belagerigszuestand usgruefe worde, d’Armee hett d’Regierigsgwalt ibrnoh und Soldaate sinn mit uffpflanzte Bajonett duur d’Stadt patrouilliert und hänn Strossesperre mit Maschinegwehr errichtet.
Dr Karl von Wedel hett vrzwyfleti Depesche an Kaisr Wilhelm II. gschiggt, dä isch abr z’Donau-Eschingen uff dr Jagd gsi und hett weni Interässe an däm ganze kha. Erscht nach ibr emmene Monet hett’s Berootige gäh und dr preyssische Kriegsminischtr Erich von Falkenhayn hett dr Kaisr drvoo ibrzigt ass s’Militär rächtmässig ghandlet und kaini Gsetz broche hett. Am erschte Dezämbr isch drnoo d’Zivilgwalt widr ygsetzt worde und alles hätt zrugg zer Normalidäät sette kho.
Am Daag druff isch das ganze no vyyl schlimmr woorde. Z’Zaabere hett e Militääriebig stattgfunde, wo dr von Forstner dra dailgnoh hett. E junge Schueschtr hett em ins Gsicht glacht, andere au, und dr jungi Lieutenant isch eso belaidigt gsi ass är dä jung Bursch mit sym Säbl nidrgstreggt und ihm schweri Kopfvrletzige zuegfiegt hett; dr Schueschtr isch dr Räscht vo sym Lääbe halbsytig glehmt gsi.
S’Militäärgricht hett dr Forstner drnoo in zwaitr Inschtanz freygsproche; sy Reaggtioon isch als Notwehr uffgfasst worde, är haig agmässe uff die „Majeschtäätsbelaidigung“ reagiert. Und s’Fass isch ibrgloffe: z’Mulhouse hett zwai Dääg druff e Demonschtratioon vo dr soziaaldemokraatische Partey stattgfunde, und 3'000 Lyt hänn gege die preyssischi Armee und s’dytsche Ryych (und nadyrligg au fir e freys Elsass) proteschtiert. Me hett im ganze Elsass zu Streik und Widrstand uffgriefe; mehreri Birgrmaischtr hänn bim Kaisr diräggt reklamiert. Und ersch rächt isch es losgange wo e elsässiche Telegraafbeamte effentligg bikannt gmacht hett ass dr Wilhelm von Hohenzollern, dr Sohn vom Kaiser, de Generääl glari Awyysige immene Telegramm gäh hett: „Immer feste druff!“
D’SPD hett sofort reagiert und im ganze Land grossi Protäschtvrsammlige organisiert, unter anderem z’Berlin, Münche, Köln und Strossburg. Dert hänn Redner s’Militäär kritisiert und die betreffende Generääl und Statthaltr zem Ruggdritt uffgforderet. Zaabere hett s’ganze Land in Uffruehr gsetzt und e neyi Volggsbeweegig initiert, gäge dr Militarismus und fir d’Rächt vo nationale Mindrhaite im dytsche Ryych. Au im Ryychsdaag hett’s Debatte gäh. D’Oppositioon hett d’Regierig scharf agriffe, abr die beträffende Generääl hänn alles vrharmloost mit em Argument, d’Soldaate haige numme ihri Pflicht do und elsässr Journalischte haige das fir Propaganda usgnitzt. Das isch abr eso schwach iiberekho ass s’Parlamänt am 4. Dezämbr 1912 zem erschte mol in dr dytsche Gschicht e Missbilligungsvotum abgäh hett (§ 33a vo dr Geschäftsornig vom Ryychsdaag), und zwor mit 293 Stimme bi 4 Enthaltige und 54 Gägestimme (alli vo de Konservative). D’Rosa Luxemburg hett die Vorkommnis wie folgt kommentiert: „Und ist nicht das Morden und das Verstümmeln im Kriege der eigentliche Beruf und die wahre Natur jener ‚Militärbehörden‘, deren gekränkte Autorität in Zabern die Zähne gezeigt hat?“
All das hett nyt brocht, Usswirgigge hett’s kaini gäh. Im Gägedail: alli Hauptvrantwortligge sinn freysproche worde, dr Oberst von Reuter hett postum e Orde ibrkho fir sy heldehafts Vrhalte, und s’Vrhältnis zwische-n-em Rychsland Elsass-Lothringe und em dytsche Ryych isch uff eewig belaschtet gsi. Dr beliebti Rychstatthaltr Karl von Wedel hett sy Amt uss Enttüschig abgäh; ersetzt worde-n-isch är duur dr preyssische Inneminischtr Johann von Dallwitz, wo so-n-e militaristische Hardliner gsi isch ass är d’Vrfassig abglähnt hett wo-n-em Elsass 1911 Autonomie zuegsproche hätt.
D’Zaabere Affäre, hütt fasch vrgässe, isch au vo Schriftstellr thematisiert woorde, unter anderem vom Heinrich Mann in „der Untertan“, und vom Kurt Tucholsky in „Der Held von Zabern“:
Ein „Mann“ mit einem langen Messer,
und zwanzig Jahr –
ein Held, ein Heros und Schokladenesser,
und noch kein einzig Schnurrbarthaar.
Das stelzt in Zaberns langen Gassen
und kräht Sopran –
Wird man das Kind noch lange ohne Aufsicht lassen? –
Es ist die allerhöchste Eisenbahn! –
Das ist so einer, wie wir viele brauchen! –
Er führt das Korps!
Und tief bewegt sieht man die Seinen tauchen
nach Feinden tief in jedes Abtrittsrohr.
Denn schließlich macht man dabei seine Beute –
wer wagt, gewinnt!
Ein lahmer Schuster ist es heute,
und morgen ist’s ein Waisenkind.
Kurz: er hat Mut, Kuhrasche oder besser:
ein ganzer Mann! –
Denn wehrt sich jemand, sticht er gleich mit Messer,
schon, weil der and’re sich nicht wehren kann.
A propos: In dr änglische Sprooch gitt’s bis hitte s’Wort „zabernism“ fir dr Missbruuch vo militärischr Gwalt und fir tyrannischs, aggressivs Vrhalte.
Und das alles wäge-n-em Waggis...
Gwälle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zabern-Affaire
Mackey, Richard W. 1991. The Zabern Affair, 1913–1914, University Press of America,
Schenk, Erwin. 1927. Der Fall Zabern, Stuttgart: W. Kohlhammer.